22. Februar 2023
Agenda 2030 – 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung
Nachhaltige Entwicklung und Nachhaltigkeit begegnen dir als Trendbegriffe sicherlich regelmässig im Alltag und sind auch weltweit in aller Munde. Was dies mit der politischen Agenda 2030 zu tun hat, was sie beinhaltet und wen sie weltweit und in der Schweiz in welcher Weise betrifft, erfährst du in diesem Blog.
Seit Wann? Wer? Und wieso?
Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung wurde 2015 von der UNO (United Nations/ Vereinte Nationen) verabschiedet und die Schweiz hat sich – wie alle anderen 192 Mitgliedsstaaten der UNO – politisch dazu verpflichtet, diese umzusetzen. Damit wurde festgelegt, dass sich alle diese Staaten weltweit für eine global nachhaltige Entwicklung bis 2030 einsetzen müssen, um auch den nachfolgenden Generationen ein menschenwürdiges Leben auf diesem Planeten zu ermöglichen.
What‘s new?
Im Vorfeld der Agenda 2030 steht der Brundtland-Bericht, in dem die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1987 das heute weiterhin gültige Leitbild für Nachhaltige Entwicklung festgehalten hat. Nachhaltig ist demnach eine Entwicklung, «die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen» (vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit). Dies wurde 1992 in der Rio-Konferenz der UNO für Umwelt und Entwicklung mit einem ökologischen Blick auf Entwicklung in der Agenda 21 entsprechend aufgegriffen. Darauf folgten 2000 als Ergänzung der Agenda 21 acht Millenniumsentwicklungsziele (Millennium Development Goals (MDGs)), die bis 2015 umgesetzt sein sollten; diese thematisieren mehrheitlich Herausforderungen und «nötige» Entwicklungen im globalen Süden. Die gesetzten Ziele der Agenda 2030 und ihre entsprechenden Aufgaben gehen nun darüber hinaus und gelten nicht mehr nur für Länder des globalen Südens sondern auch für die Länder des globalen Nordens, wozu auch die Schweiz zählt.
Worum geht‘s?
Im Zentrum der Agenda 2030 stehen 17 Ziele und 169 Unterziele für nachhaltige Entwicklung, die auch Sustainable Development Goals (SDGs) genannt werden. Grob eingeteilt werden die Ziele dabei in drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung: Die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension.
Doch was genau beinhalten die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und wie beeinflussen die SDGs die Politik in der Schweiz?
Hier ein paar Beispiele:
SDG 13 Massnahmen zum Klimaschutz, SDG 14 Leben unter Wasser und SDG 15 Leben an Land: Das Artensterben und der Verlust der Biodiversität in Folge des Klimawandels sind auch bei uns ein Thema.
SDG 8 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum und SDG 12 Nachhaltige/r Konsum und Produktion: Mit dem gewachsenen Handelssystem und der Globalisierung wirken sich auch unsere Konsumweisen und dazu notwendige Produktionen auf die Realisierung von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen für alle aus – in der Schweiz und auch in vielen anderen Staaten.
SDG 5 Geschlechtergleichheit: In Sachen Gleichberechtigung und gleiche Chancen für alle Geschlechter hat die Schweiz im Vergleich zu anderen westlichen Ländern noch Nachholbedarf (vgl. Blog zum Frauenstreik).
SDG 2 Kein Hunger und SDG 13 Massnahmen zum Klimaschutz: Auch in der Schweiz müssen wir uns mit den Folgen des Klimawandels und den Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit auseinandersetzen.
SDG 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden und SDG 13 Massnahmen zum Klimaschutz: ÖV oder Auto: Was bewegt uns in Zukunft? Mit welchen Verkehrsmitteln wir hier mobil sind, sein wollen und können steht in direktem Zusammenhang mit Klimaschutz und Stadtentwicklung.
SDG 4 Hochwertige Bildung: Die Schweiz erachtet Bildung als den Schlüssel für nachhaltige Entwicklung; so setzt sie sich auch weiter für Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und für lebenslanges Lernen für alle ein.
SDG 3 Gesundheit und Wohlergehen: Und auch die Prävention und Bekämpfung sogenannter Zivilisationskrankheiten, wie z.B. Übergewicht, Herzkrankheiten oder auch psychischer Erkrankungen steht in der Schweiz auf der Agenda.
SDG 16 Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen: Im Kontext des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der Waffenlieferungen wird das Schweizer Verständnis und die Ausübung der Neutralität wieder neu diskutiert.
Anhand dieser Beispiele siehst du, wie die Agenda 2030 in Zusammenhang mit diversen Politikbereichen in der Schweiz steht und damit beabsichtigt, die Politik kohärent in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu bewegen!
Klingt gut – Gibt’s einen Haken? Bzw. wo ist er?
Auch wenn die SDGs durch alle Staaten der UNO beschlossen wurden und eine konstruktive Ausrichtung haben, wird aus unterschiedlichen Perspektiven auch immer wieder Kritik an der Agenda 2030 geäussert:
Sie sei nur ein politisches Willenspapier, fasse komplexe Problematiken nur oberflächlich auf und bleibe teilweise vage. Dadurch kommt es nur begrenzt zu praktischen Umsetzungen bzw. diese Umsetzungen sind durch fehlende Zahlen und Vorgaben nur eingeschränkt messbar. Zudem bestehen teilweise Konflikte oder Widersprüche zwischen den Zielen, wenn z.B. einerseits der Klimaschutz gestärkt werden soll und gleichzeitig an einem konventionellen Wirtschaftswachstum festgehalten wird.
Auch werden die Machtverhältnisse des globalen Nordens und Südens in diesem Kontext kritisiert: Der globale Norden habe mehr Macht bei der Festlegung der Zielsetzungen sowie stärkere finanzielle Ressourcen und gleichzeitig bestehe kein gleichberechtigter Zugang zum globalen Markt, um diese Ziele auch im globalen Süden mit vergleichbarer Chance zu erreichen.
Zu guter Letzt ist eine häufige Kritik, dass die Agenda 2030 lediglich ein politischer Orientierungsrahmen ist und damit rechtlich nicht bindend ist. Das bedeutet, dass keine Konsequenzen folgen, wenn sich Staaten nicht an die Vorgaben halten.
Was ist deine Meinung?
Was ist dein Eindruck von der Agenda 2030? Hältst du sie für sinnvoll? Betrifft sie dich im Alltag? Und wie schätzt du die Chancen ein, dass die Schweiz es schafft, die gesteckten Ziele bis 2030 zu erreichen?
Dazu gibt es einige Prognosen und sicherlich auch diverse Meinungen. Um deine eigene Perspektive zu reflektieren und zu erweitern, suche doch das Gespräch mit deinen Freund:innen, deinen Eltern oder bringe eines dieser Themen mit in den Schulunterricht.
Erstellt von Judith Boll